Der BU-Profi

VorlageBlog-45-BeitragsbildWelche Höhe sollte eine BU-Rente haben? Was für eine Laufzeit der Vertrag? Welche Optionen passen zu Ihnen? In wenigen Minuten erfahren Sie, wie Ihre Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll gestaltet wird.

 

 

Die Ausgangssituation ist irgendwie immer die Gleiche

Wenn Sie sich schon einmal mit dem Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung beschäftigt haben, kennen Sie die vielen Fragen, die Ihnen sicherlich durch den Kopf gegangen sind. Wie hoch sollte Ihre Absicherung sein? Wie lange soll der Vertrag laufen? Ist es ratsam Versicherungs- und Leistungsdauer unterschiedlich zu halten? Welche der mittlerweile zahlreichen Optionen sollten Sie dazu wählen? Manche Anbieter, wie zuletzt die Hannoversche Lebensversicherung in ihrer Online BU (hier geht es zum Testbericht), machen es sich einfach und schlagen einfach 1.000,- Euro und eine Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr vor.

Was müssen Sie also beachten, damit eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll Ihre Existenz schützt?

Bedarf und Bedürfnis

„Wie viel Geld brauchen Sie, wenn Sie ab morgen kein Einkommen mehr erhalten?“ Diese Frage stelle ich stets vor jeder Beratung. Woran denken Sie konkret? Von welcher Ausgangssituation kommen Sie? Waren Sie bis letzte Woche vielleicht noch Azubi oder gar Student, dann sind Sie es gewohnt mit wenig Geld auszukommen. Entsprechend gering ist Ihr Bedürfnis nach der Absicherungshöhe.

Leider ist es aber doch  nicht ganz so einfach den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Zum einen, weil Ihre Ausgaben recht proportional mit Ihrem Einkommen steigen. Zum anderen aber auch, weil die Berufsunfähigkeitsabsicherung nicht mit dem 67. Lebensjahr endet, sondern mit dem Ableben. Was bringt es Ihnen, wenn Sie bis zum Renteneintritt Ihren Lebensstandard halten können, danach aber in ein tiefes Finanzloch fallen? Richtig, gar nichts!

Zu Ihrem Bedarf gehört also auch, dass wir Ihre Altersvorsorge in vollem Umfang berücksichtigen. Zum einen müssen Sie trotz Berufsunfähigkeit jederzeit in der Lage sein Ihre private Altersvorsorge ohne Einschränkungen weiter finanzieren zu können. Wenn Sie aktuell schon eine private Altersvorsorge aufbauen und vielleicht 250,- Euro jeden Monat hierfür an die Seite legen, planen Sie dies gedanklich eventuell schon in Ihr Bedürfnis mit ein.

Meistens wird an dieser Stelle aber der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung vollkommen außer Acht gelassen. Nehmen wir einmal an, Sie verdienen im Jahr 30.000,- Euro brutto. Dann landen jeden Monat ganze 467,50 Euro in Ihrer gesetzlichen Rente – 18,7% im Jahr 2017 aufgeteilt auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Wenn Sie Berufsunfähig sind zahlt schließlich niemand mehr diese Beiträge.

Für alle, die diese Berechnung nicht ganz greifen können: je 10 Jahre, die Sie aufgrund einer Berufsunfähigkeit nicht arbeiten können, müssen Sie später einmal auf rund 25% Altersrente im Monat verzichten.

Garantierte Rentenerhöhung im Leistungsfall

Was passiert eigentlich, wenn Sie über einen längeren Zeitraum berufsunfähig sind, mit dem Wert Ihrer abgeschlossenen BU-Versicherung? Richtig, er fällt Jahr für Jahr ab. Je nach Höhe der Inflation kann es so über ein paar Jahre passieren, dass sie sich sogar halbiert.

Da hört es sich schlau an, für den Fall der Fälle eine garantierte, jährliche Erhöhung Ihres Vertrags im Leistungsbezug einzukaufen. Von vielen Maklerkollegen wird diese Möglichkeit sogar als obligatorisch angesehen und Tarife, die eine solche Möglichkeit nicht vorsehen werden in der Beratung gar nicht berücksichtigt.

Ich vertrete hier eine etwas andere Auffassung. Geschuldet ist dies der Tatsache, dass die allermeisten Berufsunfähigkeiten eben nicht dauerhaft, sondern temporär sind und nach 5,6 oder 7 Jahren wieder auslaufen. Mit ganz wenigen Ausnahmen wird für den nächsten Leistungsfall die Rentenhöhe wieder auf Anfang zurückgesetzt. Der Vorteil wäre dann kassiert.

Der nächste Grund ist, dass diese Rentensteigerung verdammt teuer erkauft werden muss. Schon bei einem Prozent jährliche Steigerung reden wir über einen Mehrbeitrag von rund 5%. Meinen Kunden empfehle ich an dieser Stelle den Mehrbeitrag lieber in eine höhere Rente zu investieren. Davon profitieren Sie nämlich vom ersten Monat.

Sollen wir Ihnen das Thema näher erklären?

Falls Sie spezielle Fragen  haben, die in diesem Text nicht beantwotet werden können, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren!

Rechnen wir doch mal

Vergleicht man nun Kunde A mit einer garantierten Rentensteigerung und Kunde B, der den höheren Beitrag lieber in eine höhere Startrente investiert, überschneiden sich die Rentenhöhen erst nach rund 6-8 Jahren (je nach Anbieter). Das heißt aber ja noch nicht, dass Kunde A nach 8 Jahren auch in Summe mehr Geld ausgezahlt bekommen hat.

Und ja, nach vielen Jahren ergibt sich definitiv ein Vorteil aus einer garantierten Rentensteigerung. Wenn es sich ein Kunde leisten kann 100% des Nettoeinkommens bis zum 67. Lebensjahr abzusichern und dann neben z.B. einer Unfallversicherung und einer Schweren-Krankheiten-Versicherung (Dread Disease) oder gegebenenfalls auch einer ergänzenden Grundfähigkeitsversicherung noch Geld übrig hat, der soll auf jeden Fall eine garantierte Rentensteigerung einschließen.

Wir dürfen an dieser Stelle aber auch nicht vergessen, dass Sie auch während dem Erhalt Ihrer Rente nach wie vor an den Gewinnen „Ihrer“ Versicherungsgesellschaft bzw. Ihres Tarifes beteilig werden müssen. Dieser Gewinn wird ohnehin jedes Jahr dazu verwendet die Höhe der BU-Rente anzuheben. Natürlich kann es durchaus passieren, dass die Gewinne auf null zurück fallen, in diesem Fall sollten Sie aber auch als Beitragszahler immer lediglich den Tarifbeitrag im Blick haben. Denn auch dieser würde analog steigen.

Welche Optionen sind in einer Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Anstatt sich auf inhaltliche Verbesserungen zu konzentrieren, die leider eher schwerfällig am Markt wahrgenommen werden, verstehen es einige Versicherungen zusätzliche Optionen also Verbesserungen zu verkaufen. Gegen Mehrbeitrag versteht sich. Aber lohnen sich diese Add on’s?

Volle Leistung schon bei Krankschreibung

Die AU-Klausel (Arbeitsunfähigkeitsklausel) ist vor vielen Jahren von der Condor Lebensversicherung eingeführt worden. Hier allerdings als fester Bestandteil im Vertrag. Damals noch belächelt und nicht selten verpönt, gibt es heutzutage kaum noch einen Anbieter, der diese Klausel nicht anbietet.

Wer so eine Vereinbarung in seinem Vertrag hat, bekommt auch dann schon die volle Leistung, wenn er über einen Zeitraum von 6 Monaten eine durchgängige Arbeitsunfähigkeit nachweisen kann. Es muss also nicht zwingend eine Berufsunfähigkeit per Definition vorliegen. Das hört sich gut an. Allerdings wird diese Leistung in einem neuen Vertrag für maximal 36 Monate gezahlt. Bei den meisten Versicherungen sogar nur halb so lange.

Verdopplung und lebenslange Rente im Pflegefall

Eine weitere Option ist die Pflegeklausel. Hierbei erhalten Sie im Pflegefall eine Verdopplung Ihrer Rente bis zum Ablauf der Versicherung. Danach wird die Leistung dann in einfacher Höhe weiter gezahlt. Natürlich inklusive Rentenerhöhungen aufgrund einer Leistungsdynamik oder auch der Gewinnanteilen.

Gehören Sie zu denjenigen, die bis zum 67. Lebensjahr noch nicht pflegebedürftig sind, haben Sie die Möglichkeit eine Pflegerentenversicherung ohne Gesundheitsfragen abzuschließen. Allerdings zu den dann gültigen Rechnungsgrundlagen und das wird die Sache sehr stark verteuern.

Verzicht auf Beitragserhöhungen

Auf dem deutschen Versicherungsmarkt werden Sie zu 99% auf Berufsunfähigkeitsversicherungen stoßen, die zwei Beiträge nennen: den Zahlbeitrag und den Tarifbeitrag. Wogegen der erstgenannte Betrag stark von den Risikogewinnen einer Versicherung abhängt und sich somit auch erhöhen kann, ist der Tarifbeitrag erst einmal garantiert.

Es gibt da allerdings den §163 im Versicherungsvertragsgesetz. Dieser besagt, dass der eigentlich garantierte Beitrag doch erhöht werden kann. Hierfür gibt es allerdings klare Regeln und der Paragraph darf nur dann angewendet werden, wenn das Versicherungskollektiv zu kollabieren droht.

Wer sich dennoch vor dieser Möglichkeit schützen möchte sucht entweder eine BU-Versicherung, die generell auf die Anwendung dieser Erhöhung verzichtet oder Sie buchen Sich den Verzicht auf den §163 gegen Mehrbeitrag hinzu.

Welche dieser Optionen in Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Es kommt hier natürlich auf Ihre speziellen Wünsche an. Grundsätzlich gilt für mich aber die Formel: erst müssen die Bedingungen im Kern passen, dann Laufzeit und Rente und danach können wir über die Optionen reden.

Ist das wirklich so kompliziert?

Ja ist es wirklich. Denn eine Berufsunfähigkeitsversicherung erfüllt ihren Zweck nur dann, wenn sie richtig ausgestaltet wurde. Solange Sie keine Hilfe brauchen, merken Sie es auch gar nicht, wenn hier Fehler gemacht wurden. Ein bisschen ist es wie mit dem Airbag im Auto: ob wirklich einer da ist wo er hingehört, erfahren Sie erst dann, wenn Sie ihn brauchen.

 

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