Der BU-Profi

Die Berufsunfähigkeitsversicherung der LV 1871 ist zumindest unter Versicherungsmaklern bereits bekannt wie ein „bunter Hund“.

Das liegt unter anderem daran, dass die Münchener in den letzten sechs – sieben Jahren viel dafür getan haben, dass ihre BU-Versicherung in puncto Qualität zu den besten des Marktes gehört.

Das mussten sie aber auch, denn die Lebensversicherung, die 1871 gegründet wurde, arbeitet ausschließlich mit freien Vertrieben und Versicherungsmaklern zusammen und hat keinen eigenen Vertrieb, der nur diese BU vermitteln könnte.

Ein Panoramabild von München

Die Golden BU der LV 1871 hatte nach dem letzten Update im Januar 2023 schon eine top Qualität. Neben einer der aus meiner Sicht besten Teilzeitklauseln, einer der besten Schülerklauseln, einer der besten Regelungen für Azubis sowie einer Karrieregarantie für Angestellte erfüllt die Golden BU schon seit Jahren alle BU-Profi MUST HAVES. Darunter auch der obligatorische Verzicht auf die abstrakte Verweisung, eine klare Definition des Einkommens für die konkrete Verweisung, weltweite Geltung, Versicherungsschutz auch bei „normalem“ Kräfteverfall und vieles Weitere.

Und trotz all dem Lob, das auch ich für die Versicherung aus München in den letzten Jahren übrig hatte, gab es auch immer wieder kritische Punkte, die ich offen angesprochen habe.

Nun liefert der Versicherer ein Update zu seinem BU-Schutz pünktlich zum Jahresende nach und verbessert die Golden BU aus meiner Sicht an vielen Punkten deutlich.

Was sich konkret verändert und für wen der neue Tarif noch besser geeignet ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Sollen wir Ihnen das Thema näher erklären?

Falls Sie spezielle Fragen  haben, die in diesem Text nicht beantwortet werden können, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren!

Die Zielgruppen der neuen Golden BU

Die LV1871 hat ihre Berufsunfähigkeitsversicherung in den letzten Jahren immer weiter auf die Bedürfnisse von Akademikern wie Ärzte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater sowie die klassischen MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ausgerichtet. Sowohl vom Preis-Leistungs-Verhältnis, wie auch von den Versicherungsbedingungen.

Dies ist insbesondere an der Einführung der berufsindividuellen Obergrenze zu erkennen, bis zu der ohne erneute Risikoprüfung nachversichert werden kann. Diese Obergrenze liegt in handwerklichen und gewerblichen Berufen in vielen Fällen unter 2.000,- Euro BU-Rente und kann beim Softwarearchitekt schon mal auf 3.600,- Euro steigen.

Zwar bietet die LV den ersten und bisher einzigen BU-Vertrag ab dem 6. Lebensjahr (Eintritt in die Grundschule) an, der dann auch in einem Handwerksberuf zum Schülerbeitrag ohne erneute Risikoprüfung erweitert werden kann, aber durch die sehr geringen Obergrenzen in diesen Berufen bieten andere Versicherungen erheblich mehr Potential für eine spätere Erhöhung.
Soll heißen: es bleibt trotz der attraktiven Angebote für Schülerinnen und Schüler dabei, dass die eigentliche Zielgruppe studieren „soll“.

Das ist auch gar nicht verwerflich, denn wenn ich das als Versicherungsmakler weiß, kann ich meinen Kunden entsprechend aufklären und gemeinsam überlegen, welche Berufsunfähigkeitsversicherung am besten geeignet ist.

Einschränkungen der Erhöhung der bisherigen LV 1871 BU

Insgesamt gab es bisher mehrere Nachversicherungsereignisse. Dies waren bestimmte Ereignisse wie zum Beispiel Geburt eines Kindes, Heirat, Abschluss der Berufsausbildung, Abschluss des Studiums, die Aufnahme eines Darlehens für eine selbst genutzte Immobilie und noch viele weitere. Nach Eintritt eines solchen Ereignisses haben Sie als Kunde ganze 12 Monate Zeit, um Ihre BU-Leistung um bis zu 50% ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöhen zu können.

Viele verschiedene Ereignisse für eine Erhöhung anzubieten, hört sich gut an und das wird auch von vielen Ratingagenturen positiv bewertet. Aber wenn Sie beim Abschluss Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung alles richtig machen und bereits die optimale BU-Rente vereinbaren, dann gibt es objektiv gesehen nur zwei Gründe für eine Erhöhung

  1. die Aufnahme oder der Abschluss der Ausbildung oder des Studiums

  2. eine Gehaltserhöhung

Alle anderen Ereignisse sind ausschließlich dann sinnvoll, wenn es eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit mit vereinfachten Gesundheitsfragen ist und Sie deswegen beim Abschluss keine höhere Rente vereinbaren können (wie zum Beispiel bei den vereinfachten Gesundheitsfragen für Ärzte).

Die LV 1871 hatte bisher bereits eine sehr gute Nachversicherung beim Abschluss der Ausbildung und des Studiums.

Weniger gut gefallen hat mir die Nachversicherung bei Gehaltserhöhungen. Anders als im Markt üblich (Gehaltserhöhung um 10% löst bei Angestellten die Erhöhungsmöglichkeit aus), verlangte die LV1871 ergänzend zur Gehaltserhöhung eine Beförderung, einen Arbeitgeberwechsel oder den Abschluss einer Weiterbildung. Eine Erhöhung des Einkommens um mindestens 10% alleine genügte nicht.

Nun gehört es jedoch zur Realität in der heutigen Zeit, gerade in Berufen mit akademischer Ausbildung, dass Gehaltssteigerungen über diese zehn Prozent durchaus die Regel, statt der Ausnahmen sind.

Eine Herausforderung, die wir insbesondere bei der Aufteilung der BU-Rente auf mehrere Versicherungen dadurch versucht haben zu lösen, dass die LV1871 den deutlich größeren Teil der Rente erhalten hat und wir somit möglichst nahe an der Obergrenze lagen.
Denn ist die maximale Berufsunfähigkeitsrente erst einmal erreicht, dann lässt sich über die Karrieregarantie bei Gehaltserhöhungen über 5% nachversichern.

Ideal ist diese „Lösung“ aus meiner Sicht aber nicht.

Nachdem ich diesen Kritikpunkt recht häufig angebracht habe, hat die LV1871 nun reagiert. Aus meiner Sicht dazu noch sehr smart.

Nachversicherung Einkommenserhöhung LV1871

Die Nachversicherung aufgrund einer Gehaltssteigerung ist je Ereignis maximal auf 500,- Euro zusätzlicher BU-Rente begrenzt. Sollte die Gehaltserhöhung jedoch mit einer Beförderung, einem Arbeitgeberwechsel oder einer Erhöhung der Arbeitszeit im Rahmen einer Teilzeittätigkeit erfolgen, lässt sich die Berufsunfähigkeitsleistung um 50% ohne die Begrenzung auf 500,- Euro aufstocken.

Damit bietet der Versicherer deutlich mehr Freiheit und Flexibilität und die Absicherung lässt sich wesentlich besser an den jeweiligen Bedarf anpassen.

Neu: die Meister- und Technikergarantie

Die nächste Zielgruppe, für die es eine deutliche Verbesserung in der Golden BU geben soll, sind Kunden, die Ihren Meister oder Techniker abgeschlossen haben.

Die Lebensversicherung von 1871 führt dafür extra eine zusätzliche Stundungsoption ein. Handwerker (die der Handwerkskammer HWK angehören) und industrielle Fachkräfte (die in der Industrie- und Handelskammer IHK ansässig sind), können ihren Beitrag bis zu 48 Monate bei vollem Versicherungsschutz vor Berufsunfähigkeit aussetzen, wenn sie eine Weiterqualifikation zum Handwerksmeister oder Industriemeister machen.

Zusätzlich ist dann auch der Abschluss zum Handwerksmeister, zum Industriemeister, zum staatlich geprüften Techniker oder zum technischen Fach- oder Betriebswirt ein Ereignis für die Nachversicherungsgarantie.

Damit bietet die LV1871 im neuen Tarif zusätzliche Mehrwerte für eine weitere Zielgruppe mit hohem Bedarf an einer vernünftigen Absicherung vor Berufsunfähigkeit, außerhalb dem Kreise der Akademiker.

Karrieregarantie jetzt auch für Selbstständige und Freiberufler

Die LV 1871 bot bisher bereits eine sogenannte Karrieregarantie an. Allerdings galt diese bislang nur für Angestellte.

Gerade bei Ärzten, Rechtsanwälten, Unternehmensberatern und in einigen Fällen auch bei Informatikern kann es aber sehr gut sein, dass in jungen Jahren noch gar nicht wissen, ob sie ihre berufliche Tätigkeit für alle Zeit im Angestelltenverhältnis verbringen möchten oder doch irgendwann einmal den Weg in Richtung Selbstständigkeit wagen.

Blöd ist es dann, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung das große Nachversicherungspotential der Karrieregarantie in diesen Fällen gar nicht anbietet.

Auch dies hat die LV 1871 in Ihrer BU-Versicherung nun gelöst und bietet für Selbstständige und Freiberufler ebenfalls eine umfangreiche Karrieregarantie an.

Karrieregarantie für Selbstständige BU LV1871

Wenn Sie mindestens sechs Jahre selbstständig oder freiberuflich tätig sind und eine Sie Gewinnsteigerung von mindestens dreißig Prozent in den letzten drei Jahren zum Gewinn in den drei Jahren davor aufweisen können, dürfen Sie Ihre Rente um maximal 10% nach oben hin anpassen.

Ja, das ist eine Verbesserung. Allerdings hätte ich mir hierbei etwas mehr „Mut“ gewünscht. Wenn Sie dreißig Prozent mehr Gewinn in den letzten drei Jahren haben, die Rentenhöhe aber nur um zehn Prozent anheben dürfen, dann stellt dies unterm Strich aus meiner Sicht keine bedarfsgerechte Anpassung dar und kann im Leistungsfall sogar zu einer zu geringen Absicherung führen.

Das fällt besonders auf, wenn wir uns die Tarife der Gothaer und der Hannoverschen ansehen.

Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung der Gothaer reicht eine Steigerung des Gewinns von 10% in den letzten drei Jahren um im selben Verhältnis erhöhen zu können (maximal um bis zu 20% mehr BU-Leistung).

Karrieregarantie Selbstständige BU Gothaer

Auch bei der Hannoverschen ist eine Gewinnsteigerung von 10% in den letzten zwei Jahren Voraussetzung einer Anpassung im selben Verhältnis. Auch hier um maximal zwanzig Prozent.

Damit schneiden die Kölner und die Hannoveraner in diesem Punkt aus meiner Sicht klar besser ab als der Versicherer aus München.

Das ist eigentlich sehr schade, denn bisher war ich es gewohnt, dass die LV 1871 nahezu jede Klausel in marktführender Qualität herausgebracht hat.

Neu mit dabei: die Pflegegarantie

Junge Leute haben statistisch gesehen ein sehr geringes Risiko, pflegebedürftig zu werden. Wenn neben der ausreichenden Absicherung vor Berufsunfähigkeit auch noch Geld für später an die Seite gelegt werden soll (zum Beispiel über eine private Rentenversicherung), dann fällt das Thema Pflegeabsicherung meistens hinten rüber.

Daran ändert auch in den meisten Fällen das zusätzliche Pflegepaket nichts, was einige Versicherer gegen einen (nicht gerade günstigen) Mehrbeitrag anbieten.

Das liegt oft daran, dass sich gerade die jungen Kundinnen und Kunden den Leistungsfall „Pflege“ nicht vorstellen können, was sich spätestens dann ändert, wenn die eigenen Eltern pflegebedürftig werden. Erst dann bekommt man aus erster Hand gezeigt, wie teuer so eine Pflege wird.

Genau dafür bietet die LV 1871 jetzt eine Pflegegarantie.

Pflegegarantie BU LV 1871

So können Sie die Entscheidung für den Einschluss des Pflege-Paketes (Pflege-Basis-Schutz, Pflege-Plus-Option und Pflege-Beitragsbefreiung) auf später vertagen und haben die Möglichkeit innerhalb von 12 Monaten nach Ihrem 40. Geburtstag diese Mehrleistung ohne neue Risikoprüfung einzuschließen.

Vorausgesetzt, dass Sie Ihre Leistung wegen Berufsunfähigkeit bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantragt haben oder hatten.

Tipp: Dies kann ein Grund für den zusätzlichen Einschluss der AU-Klausel sein. Sollten Sie für einen temporären Zeitraum krank und vermutlich auch berufsunfähig sein, können Sie die AU-Leistung beantragen und auf die Leistung wegen Berufsunfähigkeit verzichten. Dann behalten Sie gemäß der Versicherungsbedingungen die Möglichkeit, die Pflegeleistung später ohne Risikoprüfung einzuschließen.

Damit erhöht sich die Flexibilität der Versicherung deutlich und lässt sich im Laufe des späteren Lebens sehr flexibel an die späteren Bedürfnisse anpassen.

Mein Fazit zur überarbeiteten Berufsunfähigkeitsversicherung der LV 1871

Insgesamt bleibt die Golden BU der Lebensversicherung von 1871 a.G. eine top BU-Rente. Da gibt es wirklich wenig zu meckern.

Durch den Feinschliff zum November 2023 ist aus meiner Sicht der aus meiner Sicht größte Kritikpunkt verschwunden: die Anpassung der Leistung ohne neue Risikoprüfung bei Gehaltserhöhungen ohne weitere Kriterien wie einer Beförderung, einem Arbeitgeberwechsel oder dem Abschluss einer Weiterbildung.

Auch die neue Möglichkeit, das Pflegepaket zum 40. Geburtstag ohne Risikoprüfung einschließen zu können, finde ich clever. Wie schon geschrieben, ist man mit 40 Jahren deutlich mehr im Thema und kann besser greifen, was ein Pflegefall für einen selbst und die Familie bedeuten kann. Vor allem wissen die meisten in diesem Alter besser über ihre eigene familiäre Situation Bescheid. Eine Pflegeabsicherung ist für einen Single ohne Kinder wesentlich unwichtiger als für diejenigen, die verheiratet sind und Kinder haben. Es kann somit wesentlich besser über den Bedarf an dieser Leistung entschieden werden.

Und auch die Ausweitung der Karrieregarantie auf Selbstständige und Freiberufler finde ich im Grundsatz super. In der Umsetzung sind aber andere, wie Gothaer und die Hannoversche, deutlich besser.
Wer bei der Entscheidung für den passenden Versicherer bereits selbstständig tätig ist oder aber seinen ausgeübten Beruf einmal selbstständig oder freiberuflich ausüben möchte, der fährt mit den anderen beiden Tarifen in diesem Punkt besser.

Wenn die Münchner bei ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung diesen letzten Punkt auch noch optimieren, dann gibt es so ziemlich nichts mehr zu meckern.

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