Die Bayerische bringt erstmals seit 2022 zum Juli 2024 eine neue Berufsunfähigkeitsversicherung auf den Markt. Das ist schon deswegen etwas Besonderes, weil viele andere Versicherer mindestens einmal jährlich eine überarbeitete Version ihrer BU auf den Markt schmeißen.
Bei jemandem, der sich gute zwei Jahre Zeit lässt, ist die Erwartungshaltung nach echten Neuerungen daher sehr groß.
Wir haben uns den neuen Tarif ganz genau angesehen. Wie gut sind die neuen Versicherungsbedingungen? Welche Unterschiede gibt es zur Bayerischen Berufsunfähigkeitsversicherung 2022?
Welche Neuerungen sind sinnvoll und was hat sich im Vergleich zur Vorgängerversion sogar verschlechtert!?
All das und noch viel mehr können Sie jetzt erwarten!
Sollen wir Ihnen das Thema näher erklären?
Die offensichtlichste Änderung der neuen Bayerische BU
Schon bevor wir einen Blick in die Versicherungsbedingungen werfen, gibt es eine gewaltige Änderung. Der Münchener Versicherer hat sich von seiner bisherigen Tarifstruktur verabschiedet.
Die ehemaligen Tarifvarianten Smart, Komfort, Komfort Plus und Prestige gibt es nicht mehr.
Stattdessen gibt es einen einheitlichen BU-Vertrag, der sich über Zusatzbausteine bedarfsgerecht erweitern lässt.
AU-Baustein / Arbeitsunfähigkeits-Schutz
Da haben wir einmal den Arbeitsunfähigkeitsschutz (AU-Leistung). Diese Leistung konnten Sie bisher dazu wählen, indem Sie sich für den Tarif Komfort Plus oder Prestige entschieden haben. Im Komfort Plus gab es bis zu 18 Monaten eine BU-Rente bei Arbeitsunfähigkeit, im Prestige-Tarif bis zu 36 Monaten.
Wählen Sie heute den AU-Baustein hinzu, bekommen Sie direkt bis zu 36 Monaten Geld im Fall einer über 6 Monate andauernden Arbeitsunfähigkeit.
Vorteil: die Leistung ist insgesamt deutlich günstiger geworden als bisher (auch wenn sie im Marktvergleich immer noch recht hochpreisig bleibt) und Sie können die 36 Monate Leistungsdauer wählen, ohne die sonstigen Mehrleistungen aus dem Top-Tarif Prestige mitbezahlen zu müssen.
Prestige-Schutz
Apropos Prestige-Tarif: Neu ist auch, dass Sie jetzt den „Prestige-Schutz“ als zusätzlichen Baustein wählen können. Bisher waren die Mehrwerte für den Mehrbeitrag eher überschaubar. Gucken wir uns einmal an, ob sich das bei der neuen BU-Versicherung der Bayerische geändert hat.
In diesem Baustein gibt es nun eine Umorganisationshilfe von sechs Monatsrenten (bis maximal 12.000,-Euro), eine Sofortleistung bei unbefristet anerkannter Berufsunfähigkeit von 3 Monatsrenten (maximal 6.000,- Euro) und eine Wiedereingliederungshilfe bei Beendigung einer Berufsunfähigkeit von bis zu 12.000,- Euro (sechs Monate BU-Rente).
Das ist aus meiner Sicht nicht so sonderlich spektakulär. Vor allem, weil etwa die Umorganisationshilfe bei vielen guten Berufsunfähigkeitsversicherungen ohne Mehrbeitrag enthalten ist.
Was hingegen eine echte Besonderheit ist, ist der Verzicht auf die konkrete Verweisung. Mit diesem hat bereits zum Jahreswechsel 2023 / 2024 der HDI in seiner Berufsunfähigkeitsversicherung für Aussehen gesorgt.
Wobei streng genommen bereits seit Längerem mehrere Versicherungen auf diese Verweisungsmöglichkeit verzichten – jedoch nur für bestimmte Berufe, wie Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Notare oder Wirtschaftsprüfer.
Also für Berufe, in denen es ohnehin sehr schwer wird, den Kunden im Leistungsfall auf einen anderen Beruf (den er oder sie konkret ausübt) zu verweisen.
Der Verzicht auf die konkrete Verweisung ist also gerade für die Berufe sinnvoll, bei denen Sie im Fall einer Berufsunfähigkeit oft noch in einem anderen Beruf arbeiten können, der dann auch in seiner Lebensstellung Ihrem bisherigen Beruf sehr nahesteht.
Zum Beispiel, wenn Sie heute als Elektriker oder Krankenschwester arbeiten und aufgrund einer Erkrankung des Bewegungsapparates berufsunfähig sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in einem Büroberuf arbeiten können und ein vergleichbares Einkommen erzielen, noch recht hoch.
Tun Sie dies (freiwillig), können Sie konkret verwiesen werden. Nicht jedoch beim HDI.
Beim HDI ist das große Problem aus Kundensicht, dass eine Erhöhung der Berufsunfähigkeitsrente immer mit Angaben und Bewertung eines eventuell neuen Berufs erfolgt. Schließen Sie die Versicherung in einem günstigen Beruf (z.B. zur Schulzeit) ab und werden dann Krankenschwester, bleibt die bestehende BU-Rentenhöhe zum günstigen Beitrag versichert. Eine Erhöhung hingegen wird sehr teuer.
Sind Sie bereits Elektriker oder Tischler, dann ist der HDI ohnehin sehr teuer.
Bei der Bayerischen ist das grundsätzlich anders, da hier bei der Nachversicherung (dazu gleich mehr) vollständig auf die Risikoprüfung verzichtet wird. Versichert sich jemand in einem günstigen Beruf, dann gilt diese Einstufung für alle Erhöhungen. Auch dann, wenn er oder sie bereits einer deutlich teureren Tätigkeit nachgeht.
Sie können also bereits als Schüler einen BU-Vertrag abschließen inkl. Prestige-Schutz und nach der Schule ins Handwerk oder die Pflege gehen und dann den Versicherungsschutz zum Schülerbeitrag inkl. Verzicht auf die konkrete Verweisung ausbauen!
Das ist sehr stark und aus meiner Sicht ein echtes Highlight!
Wichtig: sind Sie zum Eintritt der Berufsunfähigkeit Schüler, Student, Hausfrau / Hausmann, Beamter, Richter, Soldat oder Freiwillig Wehrdienstleistender, kann die Versicherung eine konkrete Verweisung anwenden.
Pflegezusatzversicherung (Pflege-Schutz)
Den Pflege-Schutz gab es auch bisher als zusätzlichen Baustein. Haben Sie diesen eingeschlossen und werden während der Versicherungsdauer des BU-Vertrags pflegebedürftig, dann erhalten Sie die BU-Leistung ein Leben lang.
Abweichend zur Regelung für die BU-Leistung reicht hierbei jedoch nicht einer von sechs ADL, sondern es müssen drei ADL sein.
Außerdem bleibt es bei der einfachen Berufsunfähigkeitsrente. Anders als zum Beispiel bei der Nürnberger, der LV 1871 oder dem Volkswohl Bund gibt es keine ZUSÄTZLICHE Pflegerente zur BU.
Aus meiner Sicht bleibt die Versicherung damit hinter ihren Möglichkeiten deutlich zurück. Hier hätte ich mir mehr „Mut“ und Innovation gewünscht.
Mehr Versicherungsschutz für Beamte
Kommen wir zum Kern der Bayerischen, die bis vor wenigen Jahren noch (Neue) Bayerische Beamten Versicherung hieß.
Seit vielen Jahrzehnten ist in den Versicherungsbedingungen ohne Mehrbeitrag eine (mittlerweile) sehr gute Dienstunfähigkeitsklausel enthalten, die aus meiner Sicht zu den absoluten Top DU-Klauseln am Markt gehört.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Münchner hatte allerdings gerade für Beamte auch einige Schwächen, die man jetzt ausbügeln möchte.
Wer als Beamtenanwärter insbesondere die „kritische Phase“ überbrücken wollte, bis es im Fall von Dienstunfähigkeit Ruhegehalt vom Dienstherrn gibt, musste bisher gleich zwei Verträge abschließen: einen mit einer Versicherungs- und Leistungsdauer bis zum gewünschten Ablauf und einen „Kurzläufer“ mit einer kurzen Versicherungsdauer und einer Leistungsdauer bis zum gewünschten Ablauf.
Administrativ war das schon ein deutlicher Mehraufwand und für den Kunden unschön bzw. verwirrend.
Die Allianz hat das zum Beispiel deutlich besser gelöst und bietet einfach einen minimal erhöhten Beitrag über die gesamte Versicherungsdauer an.
Diesem Vorbild folgt nun auch der Versicherer mit dem Löwen mit dem Dienstanfänger-Schutz.
Als Kunde bekommen Sie in den ersten 7 Jahren nach Ernennung zum Beamten auf Widerruf eine Leistung in Höhe von 150 % der Berufsunfähigkeitsrente. Besonders ist dabei, dass dies auch bereits für Studenten auf Lehramt möglich ist!
Neben dieser überwiegend praktischen Neuerung gibt es zwei Leistungserweiterungen für Beamte:
Durch die Leistung bei Teildienstunfähigkeit können nun auch dann Leistungen aus der BU-Versicherung in Anspruch genommen werden, wenn eine Dienstunfähigkeit von mindestens 20 % wegen begrenzter Dienstfähigkeit (§29 BamtStG) festgestellt wird.
Die Rentenhöhe entspricht dann dem prozentualen Anteil der Teil-Dienstunfähigkeit. Bei einer BU-Rentenhöhe von 1.000,- Euro und einer Dienstunfähigkeit in Höhe von 30 % werden somit 300,- Euro monatlich ausgezahlt.
Aber 50%iger Dienstunfähigkeit gibt es dann die volle Rente.
Es ist super, dass Die Bayerische nun auch die Möglichkeit einer Absicherung bei teilweiser Dienstunfähigkeit anbietet. In der Praxis sind nach unseren Erfahrungen allerdings sehr wenige Fälle bekannt, bei denen diese zusätzliche Absicherung notwendig gewesen ist.
Versicherungsschutz für Beamte im Vollzug
Auch neu ist die spezielle Dienstunfähigkeitsklausel. Diese bietet sich für Beamte im Vollzug sowie Feuerwehrleute an.
Beamte erhalten dann bereits ihre Leistung, wenn aufgrund kleinerer Einschränkungen bereits eine Dienstunfähigkeit im Vollzug, aber noch keine allgemeine Dienstunfähigkeit vorliegt.
Zum Beispiel, wenn ein Polizist oder Zollbeamter aufgrund körperlicher Einschränkungen keine Waffe mehr verwenden kann.
Hier bezahlt Die Bayerische im Fall einer Kündigung wegen spezieller Dienstunfähigkeit 72 Monate lang und im Fall einer Ruhestandsversetzung bis zum Ablauf der Leistungsdauer bzw. bis zur Reaktivierung durch den Dienstherrn.
Insgesamt wird somit sowohl für Verwaltungsbeamte, als auch für Vollzugsbeamte einiges an Möglichkeiten zu sehr guten Versicherungsbedingungen angeboten.
Deutlich verbesserte Erhöhungs- und Nachversicherungsgarantien
Zwar bot der Anbieter aus München bisher schon Versicherungsschutz ab dem 10. Lebensjahr und hatte einen Top BU-Schutz für Schüler (aus unserer Sicht einer der besten Klauseln am Markt), trotzdem bevorzugten wir insbesondere bei jüngeren Kundinnen und Kunden andere Versicherer, wie eine LV1871.
Hauptgrund dafür waren die bereits in die Jahre gekommenen Erhöhungsmöglichkeiten, mit denen die BU-Rente auf maximal 3.000,- Euro ohne erneute Gesundheitsprüfung und Risikoprüfung nachversichert werden konnte.
Die Beitragsdynamik hatte zwar keine Deckelung in der Höhe, dafür war ab dem 55. Lebensjahr Schluss mit weiteren Erhöhungen. Bei einer Laufzeit bis zum 67. Lebensjahr bedeutet das für Sie, dass die letzten 12 Jahre kein Inflationsausgleich mehr stattfindet.
Verlängern Sie die Versicherungs- und Leistungsdauer sogar noch, weil sie die Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung oder beim Versorgungswerk erhöht, dann kann dieses Problem noch größer werden.
Nun können wir beim neuen BU-Tarif des Versicherers auf gleich drei verschiedene Erhöhungsmöglichkeiten: Nachversicherungsgarantie, Karrieregarantie und Beitragsdynamik.
Was sich dabei im Vergleich zur vorherigen BU verbessert hat und was sich verschlechtert hat, gehen wir nun im Detail durch.
Nachversicherung ohne erneute Risikoprüfung
Wie bisher verzichtet der Anbieter weiterhin nicht nur auf neue Gesundheitsfragen bei einer Erhöhung, sondern komplett auf alle Risikofragen. Damit spielen auch neue Hobbys, eine Veränderung des Rauchverhaltens, eine Verschlechterung des BMI und sogar ein Berufswechsel keine Rolle.
Wie vorhin schon erwähnt, konnte die BU-Versicherung auf bis zu 3.000,- Euro nachversichert werden. Diese Grenze wurde nun auf Ganze 4.000,- Euro Monatsrente angehoben.
Je Erhöhung sind weiterhin maximal 500,- Euro bzw. 150 % der anfänglich vereinbarten Rente möglich. Bei Abschluss der Berufsausbildung oder eines Studiums auf Start ins Berufsleben kann die Rente abweichend um einmalig 1.000,- Euro erhöht werden.
Damit bietet der Versicherer schon eine sehr gute Möglichkeit, die Absicherungshöhe bedarfsgerecht anpassen zu können.
Karrieregarantie
Sind einmal die 4.000,- Euro bei der Berufsunfähigkeitsversicherung erreicht, können über die neue Karrieregarantie weitere 2.000,- Euro Leistung für den Fall der Berufsunfähigkeit versichert werden.
Im Vergleich zur Nachversicherungsgarantie, bei der es viele Ereignisse zur Erhöhung gibt, wie zum Beispiel Heirat, Geburt eines Kindes, Darlehensaufnahme für eine selbst genutzte Immobilie, Gehaltssteigerungen von mindestens 10 % und vieles mehr, gibt es für die Karrieregarantie nur die Möglichkeit der Gehaltserhöhung.
Die Rente lässt sich dann im gleichen Verhältnis wie die Gehaltsanpassung erhöhen. Im Vergleich zu anderen Berufsunfähigkeitsversicherungen am Markt gibt es bei der Bayerischen keine Mindesterhöhung des Einkommens. Ein Angestellter kann somit bei 2 % Lohnsteigerung eine Anpassung von 2 Prozent seiner BU-Rente vornehmen.
Bei Selbstständigen gilt hierbei die Steigerung des Gewinns im Durchschnitt der letzten 3 Jahre, wobei die maximale Erhöhung 20 % betragen darf.
Damit bekommen jetzt sowohl Angestellte als auch Selbstständige und Freiberufler deutlich bessere Möglichkeiten ihre Berufsunfähigkeitsversicherung langfristig an den steigenden Bedarf anzupassen.
Verglichen mit den Nachversicherungsmöglichkeiten des Vorgängertarifs lässt sich somit bereits doppelt so viel BU-Leistung absichern, ohne noch einmal neue Fragen zum Gesundheitszustand, zu Hobbys und zum Beruf beantworten zu müssen.
Die Beitragsdynamik wurde verbessert – mit einem Manko
Die Bayerische hatte die Regelungen der Rentenerhöhungen durch die Beitragsdynamik vor einigen Jahren deutlich verbessert. Zuvor mussten Sie als Kunden bei jeder Erhöhung nachweisen, dass die neue Rentenhöhe der BU zu Ihrem aktuellen Einkommen passt (60 % vom Bruttoeinkommen).
Hatte sich Ihr Einkommen nicht entsprechend erhöht, blieb Ihre BU-Rente auch unverändert.
Besonders problematisch dabei war, dass nach dreimaligem Verzicht auf die Erhöhung die Beitragsdynamik komplett aus dem Vertrag gestrichen wurde.
Dieses Manko hat das Unternehmen aus München ausgebügelt und seither waren jährliche Erhöhungen solange möglich, bis die monatliche Rente die Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung erreicht hat. Da sich diese in aller Regel jährlich erhöht, gab es keine echte sumerische Obergrenze mehr.
So weit, so gut.
Auf der anderen Seite hat der Versicherer aber eine andere Grenze eingebaut: Nach dem 55. Lebensjahr der versicherten Person sind keine weiteren Erhöhungen durch die Dynamik mehr möglich.
Bei einer Laufzeit bis zum 67. Lebensjahr fehlen damit effektiv ganze 12 Jahre, in denen der Versicherungsschutz real an Wert verliert. Bei einer Verlängerung der Versicherungs- und Leistungsdauer aufgrund der Verschiebung der Regelaltersgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung oder des Versorgungswerkes, verschärft sich diese Problematik logischerweise noch.
Der Anbieter mit dem blauen Löwen hat nun reagiert und die „Bedingungen für die planmäßige Erhöhung der Beiträge und Leistungen der Berufsunfähigkeits-Versicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung“ – kurz Beitragsdynamik – grundlegend neu gestaltet.
Am Markt gibt es bereits gute Tarife, die das besser lösen.
Positive Veränderung der Dynamik
Die Grenze zum 55. Lebensjahr wird in den neuen Versicherungsbedingungen gestrichen. Nun sind Erhöhungen bis 5 Jahre vor Ablauf des Vertrags möglich.
Dadurch, dass die Nennung einer Altersgrenze komplett entfällt, verlängert sich die Dauer der Dynamik automatisch auch dann, wenn Sie die Vertragsdauer im Zuge der Verschiebung der Regelaltersgrenze erhöhen.
Endet der Vertrag zum 70. anstatt zum 67. Lebensjahr, läuft die Dynamik bis 65 anstelle bis 62.
Mit dieser Änderung schafft die Bayerische eine echte Verbesserung und hebt sich positiv von anderen Anbietern ab.
Negative Veränderung bei der Dynamik
Auf der anderen Seite führt das Unternehmen aus meiner Sicht auch eine Verschlechterung ein. In den Versicherungsbedingungen heißt es jetzt nämlich, dass die Dynamik automatisch endet, wenn eine monatliche BU-Rente von 4.000,- Euro erreicht ist.
Möchten Sie die Dynamik darüber hinaus weiterführen, müssen Sie (wie in den eben genannten Versicherungsbedingungen der älteren Verträge) nachweisen, dass Ihr Einkommen und die Rentenhöhe zueinander passen.
Dabei gilt für Angestellte und Selbstständige, dass die neue Höhe der Berufsunfähigkeitsversicherung maximal 60 % des Bruttoeinkommens betragen darf. Für Beamte, Richter und Soldaten sind es 30 % der Bruttojahresbezüge.
Man kann selbstverständlich damit argumentieren, dass damit nach wie vor eine bedarfsgerechte Absicherung möglich ist und eine Überversorgung (und damit Fehlanreize im Leistungsfall) vermieden werden.
Auf der anderen Seite ist das Handling sehr unpraktisch. Das sehen wir auch bei anderen Anbietern wie zum Beispiel der Alte Leipziger oder dem HDI, die ähnliche Regelungen in Ihren Versicherungsbedingungen haben.
Sowohl aus Sicht unserer Kunden als auch für uns als Versicherungsmakler ist es wünschenswert, die Schwelle für die Annahme der Dynamik möglichst gering zu halten, um langfristig einen Ausgleich zur Inflation zu erhalten.
Was kostet die neue Berufsunfähigkeitsversicherung von der Bayerischen?
Es kommt nicht auf den Beitrag, sondern auf die Leistung und die Versicherungsbedingungen an. Klar!
Ohne ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis verkauft sich aber selbst die beste BU nicht.
Und genau deswegen gucken wir uns einmal die Beiträge für ein paar Berufe, die bei uns in den letzten Tagen in der Beratung waren, im Vergleich zum Markt an.
IT-Berufe
Ein 31-jähriger IT-Consultant mit abgeschlossenem Studium, der sich mit 3.000,- Euro bis zum 67. Lebensjahr versichern möchte, muss dafür monatlich ca. 94,- Euro bezahlen.
Bei der Hannoverschen wäre er mit rund 82,- Euro ein wenig günstiger, die Nürnberger und Baloise liegen mit rund 90 – 94 Euro gleichauf mit der Bayerischen und der Volkswohl Bund ist mit 105,- Euro monatlicher Beitrag etwas teurer.
Ein 29-jähriger Softwareentwickler mit entsprechender Ausbildung und ohne Studium muss für 2.500,- Euro 93 Euro bei der Bayerischen auf den Tisch legen.
Die Baloise und der HDI sind mit 81,66 Euro beziehungsweise 87,73 Euro (deutlich) günstiger, die Alte Leipziger (122,67 Euro) und die LV1871 (102,05 Euro) sind hingegen (deutlich) teurer.
Bei IT-Berufen liegt die neue Berufsunfähigkeitsversicherung im Vergleich zum Preis also sehr gut.
Ärztinnen und Ärzte
Eine 36 Jahre alte Anästhesistin kommt für 103,42 Euro in den Genuss von 3.000,- Euro Absicherung im Monat. Eine vergleichbare Berufsunfähigkeitsversicherung kostet bei der Dialog 96,49 Euro, bei der Continentale 107,56 Euro und bei der Canada Life 122,59 Euro.
Bei einer 29-jährigen Zahnärztin ist die Bayerische für die gleichen 3.000,- Euro Berufsunfähigkeitsrente mit 88,86 Euro sogar am günstigsten vor der Nürnberger (94,05 Euro), der Dialog (94,92 Euro), der Baloise (98,84 Euro) und erheblich günstiger als die Allianz mit 148,33 Euro oder die Alte Leipziger mit 149,30 Euro.
Bei Ärzten hat der Münchener Versicherer also ebenfalls ein sehr starkes Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine besondere Aktion für Ärzte mit deutlich abgekürzten Gesundheitsfragen gibt es von der Bayerischen aber leider nicht.
Rechtsanwälte
Runden wir den Vergleich mit einem Rechtsanwalt ab, der sich mit 31 Jahren für den BU-Abschluss entscheidet. Dieser muss mit 108,82 Euro für 2.500,- Euro Berufsunfähigkeitsrente verhältnismäßig tief in die Tasche greifen.
Bei der LV1871 würden 86,84 Euro fällig, bei der Alte Leipziger 97,08 Euro und bei der AXA 99,13 Euro.
Berufsunfähigkeitsversicherung Test: wie ist mein Fazit zum neuen Tarif?
Die neue Berufsunfähigkeitsversicherung vom Versicherer mit dem blauen Löwenkopf ist insgesamt sehr gelungen und sollte aus unserer Sicht in keiner BU-Beratung fehlen.
Obwohl die Versicherungsbedingungen seit dem Update im Jahr 2022 schon sehr gut waren, ist es dem Unternehmen gelungen, diese an vielen Stellen noch einmal sinnvoll zu verbessern.
Der Verzicht auf die abstrakte Verweisung ist mittlerweile am Markt etabliert. Dass sich nach dem HDI ein weiterer Anbieter traut, auf die konkrete Verweisung zu verzichten, hat mich ehrlich gesagt überrascht. Noch bemerkenswerter finde ich dabei, dass Erhöhungen nach einem Berufswechsel weiterhin ohne Risikoprüfung stattfinden können.
Damit sind die Münchener in diesem Punkt dem HDI deutlich überlegen. Fairerweise kostet der Verzicht auf die konkrete Verweisung in der Berufsunfähigkeitsversicherung des HDI aber keinen Zuschlag, sondern dieser ist immer enthalten.
Für Beamte gibt es mit der neuen Teil-Dienstunfähigkeitsklausel und der speziellen Dienstunfähigkeitsklausel nun die Möglichkeit den Versicherungsschutz wunschgerecht zu erweitern und mit der verbesserten Regelung für Dienstanfänger ist es erheblich einfacher einen bedarfsgerechten Schutz darzustellen.
Auch die Arbeitsunfähigkeitsklausel wurde nun deutlich aufgewertet.
Neben diesen (optionalen) Verbesserungen bleibt viel Gutes von vorher erhalten. Zum Beispiel:
- Alle BU-Profi Must Haves sind weiterhin vollständig erfüllt
- Schüler, Studenten und Azubi bekommen hervorragenden Versicherungsschutz
- die Dienstunfähigkeitsklausel zählt weiterhin zu den führenden am Markt
- die Teilzeitklausel ist aus unserer Sicht eine der besten im Vergleich
Besonders wichtig finde ich zudem die deutlichen Verbesserungen der Nachversicherung und der Dynamik (auch wenn ich bei der Dynamik gerne auf die Prüfung der Angemessenheit bei Renten über 4.000,- Euro verzichten könnte).
Damit bietet sich diese Berufsunfähigkeitsversicherung sowohl als „Solo-BU Lösung“ als auch als Aufteilung der BU-Rente auf mehrere Anbieter bestens an.
Insgesamt zählt die Bayerische somit wieder zu den besten Berufsunfähigkeitsversicherungen, was aber nicht automatisch bedeutet, dass sie sich für jede Kundin bzw. jeden Kunden in jeder Situation eignet.
Dazu gehört immer die individuelle Betrachtung der gesamten Situation inklusive der Prüfung aller risikorelevanten (Beruf, medizinisch, Hobbys) Kriterien und der Ergebnisse der Risikovoranfrage.
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